Das Gasnetz: Speicher- und Transportmedium
Biogas kann entweder direkt am Ort der Entstehung über ein Blockheizkraftwerk in Strom und Wärme umgewandelt werden oder man kann es über spezielle Biogasleitungen in Satelliten-BHKW verstromen, die in der Regel an Standorten mit großem und kontinuierlichem Wärmebedarf stehen. Die dritte Option – Biogas aufzubereiten und in das Erdgasnetz zu speisen – wird in Deutschland seit fünf Jahren praktiziert.
Das Gas muss dabei zunächst gereinigt und getrocknet werden. Anschließend wird der Methangehalt durch ein spezielles Aufbereitungsverfahren auf 96 bis 98 Prozent erhöht und damit auf Erdgasniveau gebracht. Biomethan unterscheidet sich in seiner chemischen Zusammensetzung dann nicht mehr von Erdgas und kann ohne Probleme wie sein fossiles Äquivalent genutzt werden: in externen BHKW zur Strom erzeugung aus Kraft-Wärme-Kopplung, zum Heizen und Kochen oder als Kraftstoff für Erdgasfahrzeuge. Durch die Entkopplung der Biogasentstehung vom Ort der Nutzung kann die Stromerzeugung dort erfolgen, wo die dabei anfallende Wärme sinnvoll eingesetzt werden kann. Das steigert die Effizienz der Anlage.
Im Gegensatz zu Erdgas hat Biogas den Vorteil, dass es nicht aufwendig gefördert und über lange Leitungen aus teilweise unsicheren Regionen der Welt transportiert werden muss. Zudem ist es klimaneutral, da beim Verbrennen von Biomethan nur die Menge an CO2 entweicht, die vorher von den Energiepflanzen gebunden wurde. Wird zur Erzeugung des Biogases zusätzlich Gülle oder biogener Abfall eingesetzt, verbessert sich die Klimabilanz noch weiter. Mit dem Biomethan von 1 ha Mais fährt ein Erdgasfahrzeug rund 70.000 km – anderthalb mal um die Welt.
Gerade vor dem Hintergrund der Energiewende und der damit verbundenen Frage nach dem Transport und der Speicherung von Strom spielt Biomethan eine wichtige Rolle: Mit dem Erdgasnetz steht ein Transportsystem zur Verfügung, dessen Kapazität noch lange nicht erschöpft ist und in dem sich große Mengen des Energieträgers Biomethan über einen Zeitraum von bis zu einem Jahr speichern lässt. Neueste Forschungsprojekte untersuchen zudem die Umwandlung von Solar- und Windenergie in Wasserstoff, der sich durch Zugabe des bei der Gasreinigung in Biomethananlagen anfallenden Kohlendioxids in Methan umwandeln lässt (CO2 + 2 H2 = CH4 + O2). Dieses »Power to gas«-Verfahren könnte die Speicherung von Wind- und Sonnenstrom im Gasnetz ermöglichen.
Anschub notwendig
Im Dezember 2006 ging die erste Biomethananlage Deutschlands in Betrieb. Die rund 60 Biogasanlagen, die Ende 2011 aufbereitetes Gas ins Netz speisen, erzeugen zusammen gut 300 Mio. m3 pro Jahr – weniger als ein halbes Prozent des deutschen Gasverbrauchs. Gemessen an den Zielen der Bundesregierung läuft die Entwicklung schleppend: Bis zum Jahr 2020 sollten demnach 6 Mrd. m3 Biomethan durch das deutsche Erdgasnetz fließen. Um dieses Ziel noch zu erreichen, müssten pro Jahr 120 Biomethananlagen gebaut werden.
Um die unbestreitbaren Vorteile der Biomethaneinspeisung künftig effektiver nutzen zu können, bedarf es eines geeigneten Anschubinstruments. Der Fachverband Biogas e. V. fordert daher ein Erneuerbares-Gas-Einspeise- und Speichergesetz (EEGasG), das die Abnahmepflicht und effiziente Vergütung mit Marktkomponenten regelt und die für Investitionen in Biogas-Einspeiseprojekte notwendige Sicherheit schafft. So wie das EEG die Stromvergütung aus Erneuerbaren Energien seit mehr als zehn Jahren regelt und zu 7.000 Anlagen mit einer Gesamtleistung von bald 3.000 Megawatt (MW) beigetragen hat, könnte ein EEGasG in ähnlicher Weise die Gaseinspeisung voranbringen.